„Es ist erschreckend, dass sich die Bundesregierung komplett unwillig zeigt, an der Aufdeckung der Verstrickung von Bundesbehörden in die grauenvollen Arzneimitteltests an Heimkindern in den 50er und 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts mitzuwirken. Tausenden von Heimkindern ist durch Ärzte, Pharmaindustrie und Heimträger immenses Leid zugefügt worden, zum Teil sogar im Auftrag und unter den Augen von Bundes- und Länderbehörden“, beklagt Sylvia Gabelmann, Sprecherin für Arzneimittelpolitik und Patientenrechte der Linksfraktion im Bundestag, in Reaktion auf die Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der LINKEN (Drs. 19/1520).
„Wenn man den Antworten der Bundesregierung auf meine Kleine Anfrage glaubt, haben die Bundesbehörden offensichtlich alle Unterlagen zu etwaigen Verwicklungen des damaligen Bundesgesundheitsamtes mit Arzneimittelstudien an Heimkindern verloren, versteckt oder vernichtet. Zudem will sich die Bundesregierung auch nicht engagieren, um die (mit-)verantwortliche Ärzteschaft sowie die Pharmaunternehmen in die Pflicht zu nehmen. Das ist nicht im Sinne der Betroffenen!
Im Interesse der Opfer fordere ich, dass Landesregierungen und Bund sich zu ihrer Mitverantwortung bekennen und schnell für größtmögliche Aufdeckung sorgen. Zudem sollen sie auf die Pharmafirmen und die Ärzteschaft einwirken und ihre Archive öffnen. Die Opfer und deren Angehörige haben ein Recht darauf, die Wahrheit zu erfahren, selbst wenn die Täter wegen Verjährung und einer damals anderen Rechtslage nicht mehr strafrechtlich herangezogen werden können.
Es waren viele Tausende oder gar Zehntausende, die in Heimen Opfer von Arzneimittelversuchen wurden. Darum müssen Bund und Länder dafür sorgen, dass die Fonds zur Entschädigung deutlich aufgestockt werden. Die Pharmafirmen, Heimträger, aber auch Ärzteorganisationen sollen sich daran beteiligen.”
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