Während eines knapp zweistündigen Gesprächs mit zwei Klassen der Physiotherapieschule Ina Acksel in meinem Wahlkreis Siegen-Wittgenstein gab es einen regen Austausch über die Situation der PhysioterapeutInnen. Wir diskutierten sowohl über die Ausbildungssituation wie auch die Bedingungen für die spätere Berufsausübung.
Ausgesprochen problematisch ist die Höhe der Kosten der Ausbildung, vor allem in Bezug auf das später zu erwartende Einkommen. Je nach Bundesland kann das Schulgeld bis zu insgesamt 20.000 € betragen – bei einem mittleren Einkommen von in Praxen angestellten PhysiotherapeutInnen von etwas über 2000.-€ brutto. Ein Einkommen, das direkt in die Altersarmut führt.
Kritisiert wurde von den SchülerInnen auch die mangelnde Wertschätzung ihres Fachwissens in der Berufsausübung. Sie plädierten für einen Direktzugang – also die Ausstellung eines Blanko-Rezeptes durch ÄrztInnen, das die Diagnose enthält. Die PhysiotherapeutInnen würden dann über die konkrete Therapie entscheiden.
Das, ebenso wie die Forderung nach Umsetzung der Schulgeldfreiheit und einer deutlichen Erhöhung des Einkommens stellt DIE LINKE schon lange. Zuletzt im Oktober 2018 mit einem Antrag im Bundestag: https://dip21.bundestag.de/dip21/btd/19/048/1904887.pdf
Gute Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen sind Voraussetzung dafür, dass sich wieder mehr Menschen für den Beruf der PhysiotherapeutIn entscheiden und der Fachkräftemangel behoben werden könnte. Damit würde auch die flächendeckende Versorgung der PatientInnen sicher gestellt werden, die im Moment akut gefährdet ist.
Im Laufe der Diskussion wurde die Situation im Gesundheitssystem allgemein thematisiert, ebenso wie die Tatsache, dass die niedrige Bezahlung in weiten Teilen des Gesundheitswesens überwiegend Frauen betrifft.
Die Frage „Was tun?“, die von den SchülerInnen an mich gerichtet wurde, beantwortete ich damit, sich zu organisieren – in Berufsverbänden, Gewerkschaften, in politischen Parteien oder Initiativen wie „Therapeuten am Limit“ https://therapeuten-am-limit.de
Als ein Beispiel habe ich den (erfolgreichen) Arbeitskampf der Pflegekräfte der Berliner Charité für mehr Personal im Krankenhaus genannt. Und ich habe betont, dass es ohne den Rückenwind der Betroffenen nicht möglich sein wird, im Parlament erfolgreich für Verbesserungen zu kämpfen.
Siegen, 28.02.2019, Sylvia Gabelmann (MdB)