Am Mittwochabend besuchte die Siegener Bundestagsabgeordnete Sylvia Gabelmann (MdB/DIE LINKE) gemeinsam mit Ekkard Büdenbender und Katrin Fey vom Kreisvorstand der Linken Siegen-Wittgenstein die Praxis der Siegener Malteser Medizin für Menschen (MMM) ohne Krankenversicherung im Häutebachweg zu einem Informationsgespräch.
Von der Siegener Malteser Medizin waren Dr. Felizitas Hoferichter, Nicola Mühlhahn, Tim Haida und Reinhard Biehl gekommen, um mit Frau Gabelmann über ihre ehrenamtliche Arbeit mit erkrankten Menschen ohne Krankenversicherung zu sprechen.
Zunächst führte der Weg in den Behandlungsraum, der einer einfachen Arztpraxis entspricht und in seiner medizinischen Ausstattung vollkommen aus Spenden finanziert wurde. Die Ambulanz im Pfarrheim St. Marien Siegen-Mitte kümmert sich um Menschen, die bei Krankheit nicht wissen, an wen sie sich wenden sollen, weil sie nicht krankenversichert sind: Dazu gehören Menschen ohne gültigen Aufenthaltsstatus. Dazu gehören aber auch viele Einheimische, die selbstständig waren und sich nach der Insolvenz ihre private Krankenversicherung schlicht nicht mehr leisten können und durch das soziale Netz fallen. Diesen Menschen bietet diese Einrichtung eine anonyme medizinische Erstversorgung: schnell, unbürokratisch und kostenfrei. Das niedrigschwellige Angebot, das sich über Spenden finanziert, wird von ehrenamtlich tätigen Ärztinnen und Ärzten, sowie Pflegerinnen, Pflegern und Sprechstundenpersonal gestemmt.
In den Räumen des Pfarrheimes kann eine medizinische Grundversorgung geleistet werden. Alles, was darüber hinausgeht, erfolgt in Kooperation mit Fachärzten und Kliniken im Umfeld. In und um Siegen haben die Medizinerinnen und Mediziner daher ein Netzwerk aufgebaut, um ihre Patientinnen und Patienten in weiterführende Behandlungen zu vermitteln.
Im Jahr 2018 kamen 33 Menschen für 73 Behandlungen in die Praxis. Die Schätzungen gehen allerdings von etwa 350 Personen ohne Krankenversicherungsschutz im Kreis Siegen-Wittgenstein aus. Für die Abgeordnete Sylvia Gabelmann ist dies eine nicht hinzunehmende Tatsache. Seitens der Bundestagsfraktion der Linken gab es bereits mehrere Initiativen, einen Krankenversicherungsschutz für Alle herzustellen. Diese wurden mit Regierungsmehrheiten immer wieder abgelehnt. Auch die Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner der Malteser wünschten sich entsprechende Regelungen, damit ihre ehrenamtliche Arbeit nicht mehr nötig ist. Für diese Arbeit sprach ihnen Frau Gabelmann allerdings ihre allerhöchste Anerkennung aus.
Von Seiten der ehrenamtlich Tätigen wurde der Wunsch nach einem anonymen Krankenschein und die Forderung nach Aufhebung der Meldepflichten von Sozialämtern an die Ausländerbehörden erhoben. Und weil Schwangerschaften und Geburten von der Malteser Medizin für Menschen ohne Krankenversicherung finanziell kaum zu stemmen seien, sollten diese vom Gesundheitsamt übernommen werden. Dem konnte Frau Gabelmann nur zustimmen. Außerdem wünschte sich das Team der Malteser zusätzlich Ehrenamtlerinnen und Ehrenamtler aus den Bereichen Gynäkologie, Zahnmedizin und Orthopädie.
Frau Gabelmann sagte zu, sich mit den Fraktionen der Linken vor Ort und im Kreistag verständigen zu wollen, um über Anträge dieser Gremien auch mit Unterstützung von Frau Fey und Herrn Büdenbender zumindest eine finanziell abgesicherte Grundversorgung der MMM für ihre Patentinnen und Patienten erreichen zu können.