“Das securPharm-System, das deutsche Patientinnen und Patienten vor gefälschten Arzneimitteln schützen soll, ist offenbar weitgehend untauglich. Es deckt keine wirklichen Fälschungen auf, kostet aber viel Geld und löst eine riesige Anzahl an Fehlalarme aus. Doch die Bundesregierung gibt sich weitgehend ahnungslos und gibt auf die relevanten Fragen keine erhellende Auskunft”, fasst Sylvia Gabelmann, Sprecherin für Arzneimittelpolitik und Patientenrechte bei der Fraktion DIE LINKE. im Bundestag, die Antwort der Bundesregierung auf ihre Kleine Anfrage zur “Wirksamkeit von securPharm bei der Bekämpfung von Arzneimittelfälschungen” (BT-Drs. 19/18266) zusammen. Gabelmann weiter:
“Täglich werden durch das System, das gefälschte Arzneimittellieferungen aufdecken soll, über 25.000 Fehlalarme ausgelöst. Im Durchschnitt ist somit jede Apotheke mindestens ein Mal pro Tag betroffen. Dabei wurde jedoch keine einzige wirkliche Fälschung aufgedeckt. Die Zahl der Verdachtsfälle, die auch ohne das System aufgedeckt wurden, hat sich im Jahr 1 nach securPharm-Einführung nicht verändert – das teure System hatte darauf anscheinend keinerlei Auswirkung.
Ich kritisiere, dass dieses System anscheinend vor allem in den Apotheken eine zusätzliche Belastung und zusätzliche Kosten darstellt, aber die Patientinnen und Patienten offenbar nichts davon haben. Hier müsste also zumindest intensiv nachgebessert werden, doch die Bundesregierung will davon nichts wissen.
Ebenso kann oder will das Bundesgesundheitsministerium keinerlei Angaben zu den nicht unerheblichen Kosten für securPharm machen. Diese Kosten muss am Ende wohl die Versichertengemeinschaft tragen, denn es ist auszugehen, dass die Ausgaben für securPharm von den Arzneimittelherstellern bei der Festsetzung der Arzneimittelpreise eingerechnet werden. Die Bertelsmann-Tochter ARVATO und die Telekom stehen allerdings als Nutznießer fest; ihnen beschert das System einen zusätzlichen fetten Auftrag.
Wer die Bevölkerung wirklich gut vor gefährlichen Fälschungen schützen will, muss vor allem für eine sichere und übersichtliche Handelskette sorgen. Wir brauchen weder viele Zwischenhändler noch Arzneimittelvermittler. Wir brauchen keine Parallelimporte und schon gar keine gesetzliche Förderung dafür. Wir brauchen keinen Versandhandel aus dem Ausland, wo die Lieferkette nicht mehr zu überwachen sind. Stattdessen brauchen wir klare gemeinwohlorientierte und unterfütterte Sicherstellungsaufträge für alle Stufen der Handelskette. Und nicht zuletzt muss eine funktionierende Überwachung her, die Verstöße zuverlässig ermitteln und ahnden kann. Ein guter Fälschungsschutz kann eine sichere Handelskette sinnvoll ergänzen. SecurPharm tut das in seiner jetzigen Ausgestaltung offenbar nicht.“
Ausgewählte Berichterstattung:
https://www.pharmazeutische-zeitung.de/ist-securpharm-gegen-arzneimittelfaelschungen-nutzlos-117103/